Nachverkehr und Wohnungswirtschaft
Bewegtes Wachstum
Die Schweriner Straßenbahn, seit 1908 im Stadtbild Schwerins vertreten, stellt bis heute das Rückgrat des Nahverkehrs im Stadtgebiet und vor allem auf dem Großen Dreesch dar.
Nahverkehr
Parallel zum Bau der Industriebetriebe in Schwerin-Süd und der Wohngebiete auf dem Dreesch wurden seit Beginn der 70er Jahre etwa 10 km Straßenbahntrasse neu geplant und bis zum Ende der 70er Jahre gebaut. Dabei stellt die Eröffnung des ersten Streckenabschnitts 1974 aus der Altstadt bis zur Haltestelle Zentrum, heute Berliner Platz, den Anfang dieser Entwicklung dar, die Eröffnung der Linie 3 nach Neu Pampow ins Industriegebiet Süd bildet 1979 den zwischenzeitlichen Abschluss des Streckenausbaus. Der seit 1974 parallel betriebene Streckenabschnitt vom Platz der Jugend über die Schlossgartenallee zum Zoo und auf dem Franzosenweg weiter bis nach Zippendorf, wurde wegen anstehender Investitionen und nachlassender Nutzung im April 1977 eingestellt und durch eine Buslinie ersetzt.
Bis zum April 1984 erfolgte der Ausbau der Hauptstrecke in Richtung Consrade, der gut 2 km lange Gleisabschnitt zwischen Berliner Platz und Hegelstraße, der bis dahin nur durch eine Buslinie bedient worden war, ging jetzt in Betrieb. Die Flächen für eine mögliche weitere Verlängerung bis Consrade werden bis heute von Bebauung freigehalten und sorgen für einen sehr weitläufi gen Charakter der Bebauung am südöstlichen Ende der Hamburger Allee.
Neue Straßenbahnen vom Typ T 3 D der Firma Tatra aus der damaligen ČSSR vergrößerten seit 1973 den Wagenpark des Nahverkehrs und prägten das Schweriner Straßenbild bis zu ihrer Ausmusterung vor einigen Jahren. Die in den ersten Jahren ebenfalls noch eingesetzten älteren Fahrzeuge vom Typ „Gotha T2/B2“ und Typ „TE70/BE70“ wurden noch in den späten 70er Jahren überflüssig und an andere Verkehrsbetriebe abgegeben. Zwischen September 2001 und Dezember 2003 wurden die Tatra-Wagen durch die bis heute genutzten Niederfl ur-Gelenktriebwagen vom Typ „SN 2001“ ersetzt. Für die stark anwachsende Zahl von Fahrzeugen war es notwendig, auch die entsprechende Infrastruktur zu errichten. Der neue Betriebshof Haselholz, in Sichtweite des Großen Dreesch gelegen, nahm nach 5-jähriger Bauzeit im März 1981 seinen Betrieb auf. Unweit des neuen Betriebshofes fi ndet sich eine weitere Besonderheit: der längste Schweriner Tunnel, er misst 114 m Länge. Diese Unterquerung der B 106 für die Straßenbahn wurde 1979 eingeweiht und ermöglicht erst die Zufahrt zum Betriebshof sowie zur Strecke nach Schwerin-Süd. Im Jahre 1973 fuhren bereits täglich über 4.000 Menschen täglich vom Großen Dreesch nach Schwerin-Süd zur Arbeit. Da noch keine Straßenbahnlinie existierte und private Fahrzeuge nur eingeschränkt vorhanden waren, nutzte die Mehrzahl der Bürger die bereits vorhandene Busverbindung. Eingesetzt wurden die Fahrzeuge vom Typ Ikarus IK 66 und LIAS 677, als Gelenkbusse die Typen Ikarus IK180 und IK 280, die bis zum Beginn der 90er Jahre in Nutzung blieben.
Wohnungswirtschaft
Die Errichtung von Wohnungen, Wohnsiedlungen und ganzen Stadtteilen war in der damaligen DDR eine öffentliche Aufgabe. Das gesamte Bauwesen – Projektierung, Neubau und Sanierung – wurde nach dem zweiten Weltkrieg verstaatlicht und zentral durch das Ministerium für Aufbau, später Ministerium für Bauwesen, gesteuert. Vor Ort war das Stadtbauamt, ab 1973 vertreten durch den Hauptauftraggeber Wohnungs- und Gesellschaftsbau (HAG) Schwerin, für die Errichtung von Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen zuständig.
Der Hauptauftraggeber erstellte im Einvernehmen mit den späteren Rechtsträgern, meist die Kommunale Wohnungsverwaltung oder eine Wohnungsbaugenossenschaft, die Gebäude und übergab sie schlüsselfertig an die jeweiligen Rechtsträger. Diese waren dann für die Verwaltung, die Instandhaltung und alles weitere verantwortlich.
In Schwerin waren dies in erster Linie der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung und die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) „Fritz Heckert“. Beide Betriebe verwalteten den Bestand, waren zuständig für Reparaturen, die meist durch eigene Techniker ausgeführt
wurden, und planten gemeinsam mit dem Hauptauftraggeber größere Instandsetzungen, die häufi g ganze Häuserzeilen betraf.
Aus der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) wurde nach 1992 die Wohnungsgesellschaft Schwerin (WGS Schwerin), eine ausschließlich in städtischem Eigentum befi ndliche Wohnungsgesellschaft. Aus der AWG „Fritz Heckert“ wurde bereits im September 1990 durch Umwandlung die Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft (SWG), die damals fast 12.500 Wohnungen im Bestand hatte. Die Privatisierung der Wohnungswirtschaft nahm damit ihren Anfang.
Überblick