Monumentenberg
An die 150 Jahre sind sie wohl alt, die Eichen auf dem Monumentenberg. Diese Anhöhe neben der Straßenbahnhaltestelle „Dreescher Markt“ lag zu jener Zeit, als diese Bäume gepflanzt wurden, mitten auf dem „Großen Exerzierplatz“. So nämlich lautete einst die Bezeichnung für dieses Gelände, das von 1813 bis 1970 mit Unterbrechungen für zivile Nutzung dem Militär verschiedener Machthaber als Übungsplatz diente. Doch aus den Übungen wurde nur all zu oft bitterer Ernst. So auch 1848 zu Beginn der Deutsch-Dänischen Kriege.
Mecklenburgische Truppen kämpften an der Seite Preußens gegen die Dänen, die Schleswig Dänemark einverleiben wollten. Bereits ein Jahr später nahmen Mecklenburger an der Niederschlagung Badischer Revolutionstruppen teil. Zum Gedenken an die in diesen Feldzügen gefallenen mecklenburgischen Soldaten wurde am 4. Juni 1853 in Anwesenheit des Kronprinzen von Preußen, ab 1871 Kaiser Wilhelm I., ein Denkmal eingeweiht.
Es befand sich genau an jener Stelle auf dem Monumentenberg, an der heute zwischen den Bäumen mehrere riesige Findlinge liegen. Beschrieben wird das Denkmal als einfacher Granitquader mit einem daraufgesetzten Helm. An den Seiten trug der Sockel Gedenktafeln. Auf der einen standen unter der Inschrift „Es starben den Heldentod“ die Namen der Gefallenen. Auf der anderen war zu lesen: „Den in Schleswig / und Baden / während der Feldzüge / von 1848 und 1849 / gefallenen / Mecklenburgischen / Kriegern / ihre Kameraden.“ Die Predigt zur Einweihungsfeier hielt der damalige Schweriner Garnisonsprediger Alexander Seidel, Vater des berühmt gewordenen Schriftstellers Heinrich Seidel. 1945 wurde das Denkmal entfernt.
Noch in den 1940er Jahren wird die Aussicht vom Monumentenberg wie folgt beschrieben: „Von der Höhe blickt man über die weite Fläche des Platzes. Der Blick schweift über die Stadt hinweg bis zu den Rogahner Höhen, bis zum Wasserturm und über den Baumbestand des äußeren Schlossgartens bis zum Görslower Ufer.“ Heute blickt der „Dreescher“, unter den alten Eichen stehend, ringsum auf das größte Neubaugebiet der Stadt.
Martina Krüger
Leistungsschau 1911 auf dem Großen Dreesch
Schon zweimal hatte der Große Dreesch in seiner Vergangenheit eine eigene kleine Stadt aufzuweisen, wenn auch jeweils nur für kurze Zeit. Die Rede ist von den Mecklenburgischen Landes-, Gewerbe- und Industrie-Ausstellungen, die 1. von 1883 und die 3. von 1911. Die 2. Ausstellung dieser Art fand 1892 in Rostock statt. Zog schon die 1. Ausstellung die Schweriner in ihren Bann – in den ersten 14 Tagen kamen bereits 7000 Besucher – so war die 3., die am 24. Mai 1911 eröffnet wurde, noch weit größer angelegt. Erklärtes Ziel der Veranstalter war es, ein Gesamtbild mecklenburgischer gewerblicher und industrieller Tätigkeit zu bieten. Für 477 Aussteller entstanden besondere Gebäude, für die namhafte Schweriner Architekten und Baumeister die Entwürfe lieferten. Außerdem musste ein gesondertes Be- und Entwässerungssystem und ein eigenes Elektrizitätswerk geschaffen werden.
Um den Schwerinern und ihren Gästen den Besuch zu erleichtern, wurde auch die Strecke der Straßenbahn verlängert. Das Ausstellungsgelände befand sich etwa in Höhe des Monumentenbergs. Außerdem bot am Ufer des Faulen Sees ein Vergnügungspark mit Konzerten, Gastronomie, Achterbahn, diversen Karussells, Kino und weiteren Attraktionen umfangreiche Abwechslung. Zu erreichen war dieser Park mittels einer Brücke über die Crivitzer Chaussee. Für 50 Pfennig, so der Preis für eine normale Eintrittskarte, konnten der Ausstellungsplatz von 8 bis 24 Uhr, die Gebäude von 9 bis 17 Uhr besucht werden.
Sportliche Großveranstaltungen ergänzten die gewerbliche Leistungsschau. So gab es Rundflugtage, Pferderennen, Ruderregatten, Wettschwimmen, Fußballspiele oder Radrennen. Für Tausende Besucher war diese Ausstellung ein großartiges Vergnügen und die Aussteller waren mit ihrem Erfolg zufrieden – besonders jene aus der Möbelbranche und Maschinenindustrie. Insgesamt jedoch blieben die Einnahmen weit hinter den Erwartungen zurück und da auch die erforderlichen Bauten mehr kosteten als veranschlagt, endete die Ausstellung mit einem erheblichen finanziellen Defizit.
Nachdem die Pforten geschlossen waren, verschwanden Pavillons, Hallen und Karussells, die Straßenbahn befuhr wieder ihre gewohnte Strecke und der Große Dreesch wurde erneut zum Exerzierplatz.
Martina Krüger